Bayern München deklassiert Bayer Leverkusen im Topspiel: 45 Minuten Attacke, 45 Minuten Auslaufen - DER SPIEGEL
Fünf Treffer in einer Hälfte, ein Trainer, der schon früh seine besten Spieler schont und Verteidiger im Angriff: Der FC Bayern lässt in Leverkusen keinen Zweifel daran, wer die Liga dominiert.
17.10.2021, 18.10 Uhr
- Kommentare öffnen
- Link kopieren
Der Blitzstart: Die TV-Kameras waren zu Beginn auf Florian Wirtz gerichtet. Der 18-Jährige war mit zuletzt neun Scorerpunkten aus sechs Spielen der Mann der Stunde der Fußball-Bundesliga. Er ist einer der Hauptgründe, warum vor dem Duell zwischen seinen Leverkusenern und dem FC Bayern von »Augenhöhe« die Rede gewesen war. Nun führte jener Wirtz den Anstoß aus, und nur 190 Sekunden später fingen die TV-Kameras dann doch wieder einen Mann ein, der schon oft Hoffnungen auf ein möglichst enges Spiel zunichtegemacht hat: Robert Lewandowski jubelte über das schnelle Münchner Führungstor (4. Minute). Der Albtraum der Leverkusener begann.
Ergebnis des Spiels: Es sollte ein Topspiel werden, Leverkusen hatte zuletzt einen Lauf, Bayern verlor gegen Frankfurt. Doch es wurde ein Debakel. Dank eines 5:1 (5:0)-Erfolgs bei Bayer Leverkusen bleibt der FC Bayern auch nach dem achten Spieltag Tabellenführer (19 Punkte). Dortmund ist Zweiter (18), Leverkusen Dritter (16).
Spitzenduell, wirklich? Der so starke Wirtz, die schönen Dribblings von Moussa Diaby, und Patrik Schick weiter in der überragenden Form der EM – das war das Leverkusen vor der Länderspielpause, das mit den Münchnern punktgleich an der Tabellenspitze gestanden hatte. Nun war von der Form nicht mehr viel übrig. Leverkusen verteidigte auf dem gesamten Feld schwach und ließ sich viel zu einfach in den eigenen Strafraum drängen; dass erst in der 30. Minute das zweite Münchner Tor fiel (wieder Lewandowski), war eine Überraschung.
Der Einsturz: Leverkusen war völlig überfordert, ohne den angeschlagenen Charles Aránguiz fehlte jede Absicherung im Zentrum. Und so kam diese Torserie zustande: In der 34. Minute traf Thomas Müller, 60 Sekunden später legte Serge Gnabry das 4:0 nach und in der 37. Minute das 5:0. »Dafür gibt es keine Worte«, sagte Bayer-Legende Stefan Kießling in der Halbzeitpause bei Dazn, sichtlich geknickt.
Die nächste Demütigung: War für Bayer 04 mit der 40. Minute perfekt, da nahm Bayern-Coach Julian Nagelsmann seinen Tempospieler Alphonso Davies bereits vom Feld – um ihm nach anstrengender Länderspielreise mit Kanada zu schonen. Das muss man sich gönnen können. Ein weiterer Treffer fiel nicht, aber das 0:5 reichte bereits, um als höchster Halbzeitrückstand der Leverkusener Bundesligageschichte einzugehen. Und auch der Torrausch der Bayern hatte Potenzial für die Geschichtsbücher.
Empfohlener externer Inhalt
Forsche Verteidiger: Einst hatte der FC Bayern den brasilianischen Innenverteidiger Lucio aus Leverkusen verpflichtet, die Vormärsche über das ganze Feld des Abwehrmannes waren legendär. Nun, Jahre nach Lucio, hat der FC Bayern wieder Verteidiger, die erstaunlich offensiv mitarbeiten. Dayot Upamecano bereitete den Münchner Führungstreffer nach einem Freistoß vor und leitete das 5:0 ein, Niklas Süle war der Vorbereiter beim 3:0 (bei einem Eckball), Davies hatte mit einem Solo für die Vorbereitung beim 2:0 gesorgt. Die Tore erzielten andere, aber die Männer der hintersten Reihe aus der Abwehr waren die heimlichen Helden des Sieges.
Upamecano: Kam aus Leipzig, nun bereits eine wichtige Säule in München
Foto: Bjoern Reichert / imago images/Jan HuebnerAussage verweigert: Und mit Lucas Hernández stand noch ein weiterer Verteidiger in der Startelf beim FC Bayern. Eigentlich nicht der Rede wert, immerhin ist er mit 80 Millionen Euro Ablöse der teuerste Spieler der Bundesliga-Geschichte. Aber in dieser Woche war seine Nominierung vielleicht schon eine Überraschung. Hernández, 25, droht in Spanien eine Haftstrafe wegen der Missachtung eines Gerichtsurteils (mehr lesen Sie hier). Am Dienstag muss der Franzose vor einem Strafgericht in Madrid erscheinen, und Stand jetzt müsste Hernández in den Tagen danach eine sechsmonatige Haftstrafe antreten. Bayern-Boss Oliver Kahn wollte sich im Dazn-Interview vor Anpfiff nicht weiter dazu äußern.
Sieger der zweiten Hälfte: Hernández war es dann, der nach einem Schnittstellenpass von Wirtz auf Schick nicht mehr hinterherkam und zumindest eine Mitschuld am 1:5 trug (55.). Es war danach eher ein Auslaufen des FC Bayern, Nagelsmann nahm weiter seine Topspieler vom Feld, erst Goretzka, dann Lewandowski, Müller und Süle, und so blieb es dabei, dass Leverkusen den einzigen Treffer der zweiten Hälfte erzielte.
Erkenntnis des Spiels: Wenn es um die Frage der Bundesliga-Verhältnisse geht, dann lautet die Antwort doch immer wieder: An Bayern München ist hierzulande kaum vorbeizukommen, das gilt auch unter Julian Nagelsmann, der gegen Leverkusen die stärksten 45 Minuten seiner Münchner Zeit zu sehen bekam. Von einem spannenden Dreikampf zwischen München, Dortmund und Leverkusen muss niemand träumen.
Alle Magazine des SPIEGEL
SPIEGEL Gruppe
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Hier weiterlesenKlicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Teilen Sie Ihre Meinung mit
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden